Opening Academia

Geflüchtete AkademikerInnen präsentieren ihren Blick auf Forschung und Lehre

Die Öffnung für WissenschaftlerInnen im Exil ist eine Herausforderung für die Universitäts- und Wissenschaftslandschaft in Deutschland. Welche Ansätze verfolgen AkademikerInnen an Universitäten außerhalb Europas in Forschung und Lehre eigentlich? Und mit welchen Gefahren und Beschränkungen ihrer Arbeit sahen und sehen sich geflüchtete ForscherInnen konfrontiert? AkademikerInnen im Exil berichten in dieser deutschlandweit einzigartigen interdisziplinären Vortragsreihe.

Hier geht es direkt zu dem facebook-Event!

Opening Academia 16.11.16Immer mehr Universitäten öffnen sich für geflüchtete Studierende, bieten Deutschkurse und Zeugnisanerkennungsberatung an. Entwicklungsbedarf besteht jedoch in Bezug auf geflüchtete AkademikerInnen, die sich in Deutschland im Exil befinden. Vielen Menschen ist gar nicht bekannt, dass AkademikerInnen nach Deutschland fliehen. aeWorldwide organisiert in Kooperation mit der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung der Goethe Universität Frankfurt und der Bürgeruniversität eine Vortragsreihe, in welcher WissenschaftlerInnen, die in Deutschland im Exil leben, die Möglichkeit bekommen, ihre Forschung angelehnt an Ted Talks einer
breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dabei werden die Vorträge in enger Zusammenarbeit mit den geflüchteten AkademikerInnen konzipiert, organisiert und durchgeführt. Die WissenschaftlerInnen sollen über ihre bisherige Arbeit an internationalen Universitäten berichten und ihren Blick auf Forschung und Lehre vermitteln. Indem ein Austausch zwischen geflüchteten WissenschaftlerInnen, Lehrenden und Studierenden der Goethe Universität sowie einer breiten (Frankfurter) Öffentlichkeit etabliert wird, kann die Vortragsreihe Stereotypen entgegen treten und ein Bewusstsein für kultursensibles Arbeiten und Forschen fördern. Obgleich die Forschungsarbeiten und Perspektiven der einzelnen Forscher den thematischen Kern bilden, soll gleichzeitig die Einflussnahme und Gefährdung von Wissenschaft durch beispielsweise politische, soziale oder religiöse Konflikte der Reihe einen übergreifenden thematischen Rahmen geben, um zugleich ein stärkeres Bewusstsein für dieses Problemfeld zu schaffen.

Für interessierte HörerInnen bieten die Vorträge die Möglichkeit den eigenen Horizont über den europäischen Kontext hinaus zu erweitern sowie die Rolle von Wissenschaft in der Zivilgesellschaft zu betrachten. Dadurch, dass die Vortragenden aus unterschiedlichsten Disziplinen stammen, fördert die Reihe Interdisziplinarität, Diversität und die Internationalisierung von Forschung und Lehre. Über die Öffnung der Vorträge im Rahmen der Bürgeruniversität soll darüber hinaus ein Austausch mit möglichst vielen Menschen erreicht werden. Bietet die Vortragsreihe doch die Möglichkeit, Fluchtgründe und internationale Politik aus einem weltoffenen Blickwinkel zu reflektieren und einen sensiblen Umgang von Studierenden, Lehrenden sowie BürgerInnen mit den Herausforderungen und Problemen, aber auch Kompetenzen und Potentialen der ankommenden Geflüchteten voranzubringen. Weitreichende Öffentlichkeitsarbeit soll noch mehr Menschen erreichen: So sollen die Vorträge gefilmt und anschließend online zugänglich gemacht werden.

Eine Vortragsreihe dieser Art gab es bisher deutschlandweit noch nicht.

Opening Academia 13.12.16Pilotvorträge Den Auftaktvortrag hält im November 2016 Dr. Khaldoun Abaza zu einem Thema “Design by Nature”.

So brillant der menschliche Geist auch sein mag, herausragende Erfindungen basieren zuvorderst auf Prinzipien der Natur. Roboter bilden hier keine Ausnahme. Am Beispiel zweier Prototypen mit wurmartiger (peristaltischer) Lokomotion erläutert Dr. Khaldoun Abaza die Schritte im Konstruktionsprozess von mobilen Robotern von der Problemdefinition bis zur Ergebnisdokumention für ihre Produktion. Dr. Khaldoun Abaza forschte und lehrte im Fach Ingenieurswesen an den Universitäten Stuttgart, Ilmenau und Damaskus und wurde 2006 mit einer Arbeit zur mobilen Robotik promoviert. Nachdem er in Dubai als Ingenieur tätig war, kehrte er nach Damaskus zurück und lehrte dort an der Universität. Nun musste er nach Deutschland fliehen.

Im zweiten Vortrag der Reihe am 13.12.2016 „Eritrea – Diktatur und Statebuilding im Widerspruch“ wird Dr. Aklilu Ghirmai die historische und gegenwärtige politische Transformation Eritreas erläutern. Dabei betrachtet er insbesondere die Entwicklung des Landes in Richtung Diktatur sowie den Staatsbildungsprozess Eritreas und arbeitet die Rolle der politischen Opposition sowie zivilgesellschaftlicher Gruppen heraus. Im Anschluss gibt es einen Stehempfang.

Dr. Ghirmai wurde 1966 in Eritrea geboren und studierte nach seiner Flucht Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Politikwissenschaft an den Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main. Seit 2002 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main und ist als freiberuflicher akademischer Berater sowie als Friedensaktivist tätig.

Die Vortragsreihe „Opening Academia. Geflüchtete AkademikerInnen präsentieren ihren Blick auf Forschung und Lehre“ wird 2016 gefördert von dem Gleichstellungsbüro, dem International Office und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Goethe Universität Frankfurt am Main sowie der Stadtbücherei der Stadt Frankfurt.

Im Jahr 2017 sind zehn weitere Vorträge geplant.