Austellungseröffnung „Vom Aufbrechen und Ankommen“

Eine Kooperation des historischen museums frankfurt mit aeWorldwide und den Teachers on the road

Die in der Bibliothek der Alten präsentierte Ausstellung „Vom Aufbrechen und Ankommen“ macht die Perspektiven von 12 Personen auf die aktuelle Asylsituation in Frankfurt sichtbar. Der Beitrag wurde von einer transkulturellen und generationenübergreifenden Gruppe erarbeitet und vermittelt eine perspektivreiche Auseinandersetzung mit Thema Asyl sowie vom Alltag Asylsuchender und Studierender in Frankfurt.

Die Gruppe besteht aus Mitgliediedern von aeWorldwide (Geflüchtete und Studierende) sowie den Gründerinnen der Initiativen aeWorldwide (academic experience Worldwide) und Teachers on the Road. In 11 selbst gestalteten Mappen präsentieren die Autor/innen ihre Gedanken und biografischen Erfahrungen in Form von Dokumenten, Audioaufnahmen und malerischen Erkundungen. Persönliche Notizbücher und Fotografien geben einen exemplarischen Eindruck vom Alltag der Asylsuchenden und Studierenden. Mit fiktiven Briefen an alte Freunde thematisieren sie die Herausforderungen und Chancen, denen sie zu Beginn ihres Aufenthalts in Frankfurt begegneten. Zu einigen Beiträgen gehören auch Fotografien aus der Zeit vor der Migration. Unter Anwendung verschiedener künstlerischer Strategien wie Körperbildern, Zeichnungen oder Collagen visualisieren die Autor/innen ihre Hoffnungen und Empfindungen. Zum Beitrag gehören auch Audiosequenzen, bestehend aus kleinen Interviews oder assoziativen Prosatexten, in denen die Teilnehmer/innen zentrale Fragen und biografische Gegebenheiten erörtern.

Die Vereinsgründerinnen von aeWorldwide beschreiben, wie die Idee einer Austauschplattform für Geflüchtete und Studierende entstand und berichten von ihren kontroversen Erfahrungen mit der Frankfurter Bürokratie. Der Beitrag der Teachers on the road vermittelt einen Einblick in die Wohnsituation von Geflüchteten. Alle Beiträge entstanden im Sommer 2015, in zehn semesterbegleitenden Workshops. Neben inhaltlichen Diskussionen und kreativen Freiräumen, bot das Seminar Raum für die Anerkennung migrantischer und postmigrantischer Narrative sowie einen Ort der Begegnung und des Austausches.
Durch die transkulturelle Zusammenarbeit werden mit dem Beitrag „Vom Aufbrechen und Ankommen“ globale und regionale Themen wie Migration, Asyl und Stadtgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und diskutiert. Mit dem Beitrag möchten auf die verdichtete Aktualität von Flucht, Vertreibung und Zuwanderung in Frankfurt hinweisen. Es geht uns aber auch darum, marginalisierten Gruppen die Teilhabe an der musealen Darstellung von Geschichte zu ermöglichen.
Die im Projekt betriebene multiperspektivische Betrachtung sowie der transkulturelle und transgenerationelle Austausch lösen den Anspruch der Bibliothek der Alten ein: Das 2000 von Sigrid Sigurdsson initiierte künstlerische Erinnerungsprojekt ist mit einer Laufzeit von 105 Jahren generationenübergreifend angelegt. Das Ziel des Projekts ist eine durch viele Perspektiven und Stimmen gestaltete Geschichte der Stadt. Die Themen Verfolgung, Vertreibung, Krieg und Flucht sind seit Beginn des Projekts in vielen Beiträgen präsent, in erster Linie in Bezug auf Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Mit der Vergabe der Autorschaft an das Projekt „Vom Aufbrechen und Ankommen“ wird die gegenwärtige Situation in das Projekt integriert.

Ausstellungseröffnung im historischen Museum

Ausstellungseröffnung im historischen Museum

Entstehungsgeschichte des Projekts und Kooperationspartner: Initiiert wurde das Projekt im Rahmen der Bibliothek der Alten, einem im historischen museum frankfurt angesiedelten künstlerischen Erinnerungsprojekt. Puneh Henning, Stipendiatin für Migration und kulturelle Vielfalt im historischen museum frankfurt, knüpfte den Kontakt zu Teachers on the road. Der Verein bietet auch an der Goethe-Universität Frankfurt kostenfreie Deutschkurse für Flüchtlinge an und arbeitet mit aeWorldwide zusammen. Der Verein aeWorldwide betreibt eine Austauschplattform für Geflüchtete mit akademischem Hintergrund und Studierende. Diese Seminare richten sich nach den jeweiligen Interessen der Beteiligten und ermöglichen einen wissenschaftlichen Dialog zu Themen wie Asyl sowie Post- und Neokolonialismus. Zudem fördern sie die Anbindung Geflüchteter an hiesige Wissensstrukturen.
Autor/innen und Kooperationspartner/innen:
Seminargruppe von aeWorldwide bestehend aus Studierenden und Geflüchteten (Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Geflüchteten ihre Namen nicht in den Medien veröffentlicht sehen wollen).
Melusine Reimers und Merle Becker, Initiatorinnen von aeWorldwide
Uli Tomaschowski, Initiator von Teachers on the road. Netzwek Konkrete Solidarität
Projektleitung: Puneh Henning, Stipendiatin für Migration und kulturelle Vielfalt am historischen museum frankfurt
Ann-Cathrin Agethen von aeWorldwide, Studentin der Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Leitung der Bibliothek der Alten: Dr. Angela Jannelli, Kuratorin historisches museum frankfurt